Der OV Südost hört zu … Velvets Theater Wiesbaden

Theater in der Pandemie Sichtbarkeit auch für kleinere Kulturbetriebe erhöhen

Als ein zweiter Lockdown noch weit weg schien, da schrieb der New Yorker scherzhaft: Ein Theater zu besuchen, sei so riskant wie beliebige Menschen in der U-Bahn Zungenküsse zu geben und anschließend ausgiebig die Haltestange abzulecken.
Dabei haben sich weder Theater noch Kinos als besondere Ansteckungsplätze erwiesen. Der Humor ist mittlerweile wieder verstummt, der Lockdown hat Wiesbaden wieder im Griff. Der Ortsverein Südost der SPD hat aus diesem Grund das Format „Südost hört zu“ ins Leben gerufen, um den Bürger*innen, Vereinen und Betrieben in dem 21.000 Bürger*innen umfassenden Stadtteil Gehör zu verschaffen. In einem virtuellen Austausch hörten die Vorstandsmitglieder Barbara Krekeler, Mechthild Behr und Lea Eckert in der ersten Ausgabe Barbara Naughton vom Velvets Theater zu.
Das Velvets ist ein Familienbetrieb, heute leitet es die Tochter Barbara Naughton zusammen mit ihren Eltern. Als Schwarzlichttheater ist es ein echtes Unikat im Stadtteil. Vor allem die erschwerte Planbarkeit in der Pandemie belastet die Theaterleitung, so Barbara Naughton. „Theater funktionieren nicht ohne vorausschauende Planung. Es müssen Schauspieler engagiert, Stücke geprobt, sogar Gesänge einstudiert werden“, erläutert Naughton. So war es auch eine besondere Herausforderung, als das Theater nach dem ersten Lockdown im Mai plötzlich wieder geöffnet werden sollte. „Es gab damals überhaupt keine eindeutigen Regeln für Hygienemaßnahmen. Die Abstandsregeln wurden zwar klar geäußert, aber keiner konnte Auskunft geben, wie die Hygienemaßnahmen auf der Bühne aussahen. Die Theater waren also gezwungen, innerhalb kürzester Zeit ein Gesamtkonzept zu entwickeln, welches plötzlich auch coronagerechte Stücke im Spielplan beinhalten sollte“, so Naughton. Nur wusste keiner, was das im Einzelnen heißen sollte. Als das Velvets-Team feststellte, dass dies 10qm pro Zuschauer bedeuten würde und lediglich 12 Zuschauer*innen in das Theater gelassen werden konnten – statt der sonst 128 Personen – entschied sich die Leitung gegen die Öffnung des Theaters im Mai. Diese Regeln wurden bis Herbst in etwa viermal geändert. Mal waren es 10qm, dann 5qm, dann 3qm, dann wieder 5 qm pro Person.
Naughton erläutert, wie Stücke ausgewählt wurden, die auch mit Abstand gespielt werden können („Momo“, „Die Zauberflöte“). Die Probe für die neuste Produktion „Heiße Zeiten“ wurden auf zoom umgestellt. Natürlich wünscht sich die Geschäftsführerin sehnsüchtig, dass das Velvets Theater im Frühjahr wiedereröffnet werden kann. Aber sie zeigt Verständnis, dass es angesichts der derzeitigen Fallzahlen noch nicht möglich ist. Für die Zeit nach Weihnachten wünscht sie sich allerdings klarere Ansagen aus der Politik zur zeitlichen Begrenzung der Schließungen, um eine bessere Planbarkeit zu erreichen.
Als finanzielle Hilfen für das Theater wurde die Soforthilfe abgelehnt. Unter die Kulturhilfe „Neustart Kultur“ falle das Theater nicht. Aber es gab ca. 20.000 Euro Ausfallhonorare durch die Stadt, die bis 31.12.20 verausgabt sein müssen. Ob es Überbrückungshilfen gibt, entscheide sich erst im Januar.
Auf die Frage der SPD-Frauen, wie die kommunale Politik unterstützen könnte, antwortet Naughton, dass sie sich mehr „Sichtbarkeit“ für kleinere Theater in Wiesbaden wünsche. Eine Unterstützung würde beispielsweise ein gemeinsamer Spielplan für kleine Theater in Wiesbaden darstellen. Wenn dieser öffentlich beworben würde, könnten nach der Pandemie mehr Zuschauer*innen erreicht werden. Zudem entlastet dies die kleineren Kulturstätten, in denen die künstlerische Leitung sich noch ganz nebenbei um Flyer und Werbung kümmert. Außerdem regten die SPD-Vorstandsmitglieder an, finanzielle Unterstützung des Ortsbeirats Wiesbaden Südost zu beantragen.