Der OV Südost hört zu … Horizonte e.V. – Gemeinschaftliches Wohnen in Wiesbaden Südost

Gemeinschaftliches Wohnen trotz Pandemie

Wie geht es den Bewohner*innen im Wohnprojekt Horizonte e.V?

Die Pandemie trifft vor allem eine Bevölkerungsgruppe besonders hart: Bei älteren Menschen nimmt eine Infektion mit dem Coronavirus häufiger einen schweren Verlauf oder sie drohen aufgrund ausbleibender Besuche zu vereinsamen. Das gemeinschaftliche Wohnprojekt Horizonte e.V. hat sich bereits lange vor der Pandemie das Ziel gesetzt, genau dieser Abhängigkeit von Menschen ab der dritten Lebenshälfte entgegenzuwirken.

Seit 2018 leben 13 Bewohner in der Brunhildenstraße in eigens von der GWW Wiesbadener Wohnbaugesellschaft mbH angemieteten Wohnungen. Ihr Credo: Gemeinsam statt einsam. Die Wohnungsgröße ist mit 47-50 qm bezahlbar und praktikabel. Alle Bewohner leben in den eigenen vier Wänden, gemeinsame Unternehmungen und gegenseitige Unterstützung ist möglich, aber keine Pflicht. Initiiert wurde das Projekt von Heidrun Kröger und Heidi Diemer. Einzug war im Sommer 2018. Der Neubau sei eigentlich früher geplant gewesen, doch 2015 wurden seitens der Landeshauptstadt Wiesbaden erst noch Flüchtlinge in die leerstehenden Wohnungen einquartiert. 

Seit Ausbruch des Coronavirus mussten nun die zum Konzept gehörenden Quartiersveranstaltungen ausfallen. Hierzu gehören das Mittwochscafé in Zusammenarbeit mit den Schüler*innen der Bodelschwinghschule, der Freitagstreff sowie weitere Kulturveranstaltungen. Wir von der SPD Südost möchten wissen, wie es den Bewohnern geht, mit welchen Bedingungen sie in dem ereignisreichen Jahr 2020 zu kämpfen haben und worin Unterstützungsbedarf besteht.

„Wir haben durch die ausfallenden Veranstaltungen Schwierigkeiten die Miete für die Gemeinschaftsräume zu decken. Zwar bezahlt jede Mietpartei im Moment 50 Euro für den Raum, aber das reicht nicht, um die Kosten zu decken, so Barbara Hase, selbst Bewohnerin bei Horizonte e.V.  Die Bewohner haben hierfür finanzielle Mittel aus der Soforthilfe des Bundes, dem hessischen Kulturfond und zuletzt vom Ortsbeirat erhalten. Dies deckt die Kosten bis etwa März 2021.

„Weihnachten und Silvester wird eine gemeinsame Feier ausfallen, so Barbara Hase weiter, „Das ist natürlich schade. Aber nur so können wir uns schützen, dadurch hat sich bislang glücklicherweise keiner infiziert.“

Neben den coronabedingten Einschränkungen kämpft das Wohnprojekt noch mit den Startschwierigkeiten jeder Initiative. So ist bereits eine Bewohnerin wieder ausgezogen. Es finden sich zwar einige Interessenten, aber feste Zusagen sind selten. „Bei älteren Menschen besteht oft eine Angst vor Veränderungen. Zudem herrschen falsche Vorstellung vom Zusammenleben im Sinne einer Kommune vor. Die Vorteile sind dagegen vielen nicht bekannt, wie z. B. Alltagshilfen beim Einkaufen. Außerdem sind spontane Verabredungen möglich, z. B. zu einem Kinobesuch im Caligari oder zum Kochen.“ 

Neben den Fragen der Vermietung beschäftigt sich der Austausch mit uns aber auch mit der Lebensqualität für ältere Menschen in Wiesbaden. 

Die Gruppe wünscht sich den Neubau des Schwimmbads am 2. Ring. Das wäre von ihnen aus mit dem Bus gut erreichbar. Zu den Verbesserungsvorschlägen gehört außerdem eine größere Barrierefreiheit für seh- und hörbehinderte Menschen. Bei ihnen handelt es sich ebenfalls oft um Ältere, die sich mit besseren Bedingungen an Ampeln oder Bushaltestellen leichter durch die Stadt bewegen könnten. Frau Behr bittet in ihrer Funktion als Ortsvorsteherin um eine Auflistung der festgestellten Mängel, um diese über einen Fraktionsantrag der SPD im Ortsbeirat Südost diskutieren oder an die zuständigen Ortsbeiräte weiterleiten zu können. Wir sind uns im OV Südost einig: Angesichts der demografischen Veränderungen unserer Gesellschaft wird die Weiterentwicklung zukunftsweisender Wohnprojekte wie Horizonte e.V. zu einer wichtigen Aufgabe unserer Stadt.