Kampagne der BILD-Zeitung entgegentreten!

Offenbach, 02.09.2023 SPD Hessen Süd Parteitag Offenbach Photo © Peter Jülich Bild: Peter Jülich

Anlässlich einer geplanten Berichterstattung der BILD-Zeitung gegen das SPD-Mitglied Mustapha Lamjahdi erklären der Vorsitzende der SPD Frankfurt, Kolja Müller, sowie der stellvertretende Vorsitzende der SPD Hessen und Frankfurter Bundestagsabgeordnete Kaweh Mansoori, MdB:

„Dass die BILD-Zeitung versucht, den Landtagswahlkampf in Hessen mit einer massiven publizistischen Kampagne gegen die SPD und unsere Spitzenkandidatin zu beeinflussen, ist unübersehbar. Nach unserer Kenntnis wird die BILD-Zeitung ein Bild von Nancy Faeser mit unserem Mitglied Mustapha Lamjahdi zum Anlass nehmen, dieser Kampagne einen weiteren Baustein hinzuzufügen.

Mustapha Lamjahdi ist Mitglied der TUN-Moschee Frankfurt eV. Er ist liberaler Muslim und Demokrat, engagiert sich vielfältig gesellschaftlich und übernimmt Verantwortung in seiner Gemeinde und in der SPD. TUN e.V. arbeitet seit Jahren vertrauensvoll mit verschiedensten Akteuren der Stadtgesellschaft zusammen. Der Verein fördert die Partizipation von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte. Gleichzeitig setzt er sich für eine solidarische Stadtgesellschaft ein. Der Jugendleiter von TUN e.V. leitet momentan den Muslimisch-Sunnitischen Jugendverband, der Teil des Frankfurter Jugendrings ist.

Die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen sollen die SPD und ein engagiertes Mitglied unserer Gesellschaft diskreditieren. Sie sind haltlos und basieren auf dem Vorwurf, dass er Mitglied einer Moscheegemeinde ist, die Mitglied eines Verbandes war, in dem es Vereine gab, in denen in der Vergangenheit Islamisten verkehrten. Man nennt das „Kontaktschuld“. Richtig ist, dass Mustapha Lamjahdi sich gegen radikale Tendenzen im Verband wandte und erfolgreich auf seine Auflösung hinwirkte. Richtig ist, dass er vor 7 Jahren zusammen mit einem Mann fotografiert wurde, der der Muslimbruderschaft zugerechnet wird. Er selbst ist nicht Teil der Muslimbruderschaft, unterhält wissentlich keinerlei Kontakte zur Muslimbruderschaft und sympathisiert nicht mit der Muslimbruderschaft. Im Gegenteil: In der Dokumentation „Von Muslim zu Muslim“, die 2019 in der ARD ausgestrahlt wurde, wird gezeigt, wie Mustapha Lamjahdi sich aktiv gegen Radikalisierungsprozesse stellt.

Wir werden uns von der Medienkampagne, die seitens der BILD seit Wochen gegen die SPD, ihre Funktionsträger und einfache Mitglieder, betrieben wird, nicht beeindrucken lassen. In einer demokratischen Gesellschaft, in der fast 6 Mio. Menschen muslimischen Glaubens leben, braucht es Brückenbauer wie Mustapha Lamjahdi. Als solcher hat er sich große Verdienste um unsere Gesellschaft erworben.“

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Bei ihrer tendenziösen Berichterstattung bedient sich in diesem Fall die BILD bei Frau Sigrid Hermann-Marshall. Zu dieser Person führt der Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit des Bundesministeriums des Innern in seinem Bericht „Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz“ auf S. 99f. aus:

„Die Anschuldigungen wurden von der Biologin Sigrid Herrmann-Marschall vorgebracht, die seit mehreren Jahren einen Blog mit dem Namen Vorwärts und nicht vergessen betreibt. Ihre Vorwürfe führten zur vorläufigen Suspendierung der betroffenen Mitarbeitenden und einer Wiederholung bereits erfolgter Sicherheitsprüfungen. Herrmann-Marschalls Vorwürfe erwiesen sich im Nachgang als nicht haltbar. Die Einrichtung und ihre Arbeit erlitten einen immensen Vertrauensverlust und Imageschaden – nicht zuletzt, weil eine Richtigstellung der Vorwürfe öffentlich kaum beachtet wurde. Herrmann-Marschall selbst bezeichnet sich auf ihrem Blog als „Islamismusexpertin“, trotz fehlender fachlicher Expertise oder relevanter Sprachkenntnisse. Herrmann-Marschall durchforscht unter anderem Social-Media-Profile von Muslim*innen mit dem Ziel, Muslim*innen Verbindungen zur Muslimbruderschaft, antisemitische Einstellungen und Unterwanderungsstrategien nachzuweisen. Ihre Nachforschungen haben dabei Mutmaßungscharakter und sind häufig bruchstückhaft und kontextlos: Person X „[…] kommt von einer Einrichtung, die der Muslimbruderschaft nahe steht“ (Blogeintrag 26.11.2019). Oder: „In der Moschee […] waren […] problematische Akteure aus dem Netzwerk der Muslimbruderschaft zu Gast“ (Blogeintrag 29.11.2020). Herrmann-Marschall ordnet ihre Beobachtungen realen Einzelpersonen und Einrichtungen zu und veröffentlicht diese regelmäßig. Das Format findet Anerkennung, wenn z. B. diese Vorwürfe in rechtskonservativen und islamfeindlichen Blogs wie Die Achse des Guten von Henryk M. Broder perpetuiert werden. […] Besorgniserregend ist, dass auch Teile der seriösen Medienlandschaft derartige Nachforschungen aufgreifen und sie damit als zuverlässige Quelle aufwerten.“

Quelle: https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/publikationen/themen/heimat-integration/BMI23006-muslimfeindlichkeit.pdf?__blob=publicationFile&v=9